Manche Wegbeschreibung klingt verheißungsvoller, als der Weg es tatsächlich ist und manchmal geht es einem wie John McClane – man ist zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.
Traumschleife Lecker Pfädchen
Fangen wir mit Letzterem an. Besonders die sogenannten „Premium-Wanderwege“ oder auch „Traumpfade“ locken natürlich Wanderer an. So wie mich. In meinem Fall also jemanden, der am liebsten auf der ganzen Strecke alleine ist und bestenfalls mal Hallo zu einem Eichhörnchen sagen aber keinesfalls das Gespräch oder auch nur entfernten Kontakt mit oder zu anderen Leuten suchen will! Ich habe mir schon oft vorgenommen, solche besonderen Wanderwege besser unter der Woche zu laufen, dann ist die Gefahr geringer, dass einem andere Wanderer begegnen. Für den normal arbeitenden Mitteleuropäer ist das allerdings leicht gesagt, bleibt einem für Ausflüge doch nur das Wochenende übrig.
Die „Traumschleife Lecker Pfädchen“, beginnend bei Thalfang, über Dhronecken mit seiner gleichnamigen Burg und zurück versprach unterwegs sogenannte „Genussstationen“, wo man Getränke und wahrscheinlich kleine Snacks gegen eine Spende aus bereitstehenden Boxen entnehmen und dann eben Pause machen konnte. Ich schreibe bewusst „wahrscheinlich“, weil ich keine der Genussstationen nutzen konnte. Mit mir startete nämlich in Thalfang zeitgleich eine ziemlich nervige Wandergruppe! Irgendwie hab ich zwischendurch immer wieder das Glück, so eine Schnattertruppe entweder vor oder hinter mir zu haben, deren Gequatsche und Gegacker quer durch den Wald hallt. Wenn Kinder dabei sind, ist es ganz vorbei!
Der Versuch, ihnen Vorsprung zu lassen, ging natürlich nach hinten los, weil sie dann logischerweise vor mir an der ersten „Genussstation“ waren und diese besetzten wie ein Schwarm rote Ameisen eine heruntergefallene Scheibe Salami. Somit Genuss am Arsch! Okay, also quer durch die Truppe durch, weiter durch den Wald, in der Hoffnung, diesmal selbst Vorsprung zu gewinnen, aber nein, kaum hatte ich die Gurkentruppe hinter mir gelassen, liefen die auch schon wieder los. Quak quak quak gacker kicher schnatter … gefühlt hatte ich den Haufen kollektiv auf meinem Rucksack sitzen und als eine der nervigen Blagen mir allen Ernstes an einer schmalen und mit Seilen gesicherten Stelle fast ins Kreuz gerannt wäre, muss ich den Zwerg doch mal kurz und etwas finster angeguckt haben, denn er hielt plötzlich Abstand. Gut für ihn!!!
Der schmale Trail mündet auf einen breiten Waldweg, den ich bewusst hundert Meter in der falschen Richtung lief, um erneut Abstand zwischen uns zu schaffen. Einer der Nervzwerge plärrte, „der“ würde ja in die verkehrte Richtung gehen und mir lag ein von Herzen kommendes „Fick dich!!!“ auf der Zunge, aber egal, irgendwie wollte ich ab dieser Stelle nur noch die Runde absolvieren und zurück zum Auto.
Auch die Genussstation auf der Burg Dhronecken war überlaufen, keine Ahnung, ob meine Gurkentruppe da auch drunter war, dem Lärm nach war der halbe Landkreis versammelt, jedenfalls hab ich mir die Burg dann auch nicht angeguckt, sondern zugesehen, dass ich buchstäblich Land gewinne.
Die dritte Station befand sich an einem ziemlich cool gelegenen Grillplatz mit Hütte und Toilette, allerdings auch dort Menschenmassen. Kurz darauf beschloss ich dann, den Rest des Weges abzukürzen und über die Landstraße nach Thalfang zurückzulaufen. Es gibt daher auch kein Video oder Bilder, weil es sich einfach nicht gelohnt hat, die Runde zu dokumentieren.
Die Runde von Waldgrehweiler
Zwei Dinge haben mich getriggert, als ich die Tour über Komoot gefunden hatte. Der Wohnmobilstellplatz am Ortsrand von Waldgrehweiler als schönen Ausgangspunkt und einen verlassenen Steinbruch, der auf der Karte als „Industriedenkmal“ bezeichnet wurde. Kurz gesagt, der Stellplatz ist wirklich sehr sehr schön! Für eine Übernachtung kann man eine freiwillige Spende von 5€ einwerfen, es gibt eine Entsorgungsstation, Sitzgelegenheiten, eine Wiese, als wirklich sehr nett und gepflegt!
Der Steinbruch befindet sich nur wenige Kilometer hinter Waldgrehweiler und ist – Trommelwirbel – abgesperrt. Betreten verboten. Nix mit angucken! Das Bild war alles, was ich machen konnte, zumal in der Nähe Arbeiter dabei waren, lautstark Steine auf LKW zu verladen.

Jo, das war’s dann auch schon mit dem einzigen Highlight auf der ganzen Strecke. Ansonsten nur Wald und Feldwege, mal mehr, mal weniger steile An- und Abstiege und auch hier hab ich nach einer Weile ziemlich eintönigem Herumschlurfen unter Windrädern beschlossen, den Weg abzukürzen.
Etwas gefrustet und desillusioniert war ich schließlich wieder am Bus und bin zwei Stunden später nach Hause gefahren.
Solche Sachen passieren eben und ja, sie sind ärgerlich. Dass ich am liebsten allein unterwegs bin und die Stille im Wald genieße, okay, das ist eben so meine Art. Dass Wege von der Beschreibung interessant klingen und sich als kreuzlangweilig entpuppen, ist halt Pech. In der Hauptsache habe ich jedoch bisher schöne und spannende Touren gehabt, da fallen so ein paar kleine Ausreißer kaum ins Gewicht.
Allerdings werde ich „Traumschleifen“ oder ähnliche besondere Wanderwege NIE WIEDER an Wochenenden oder Feiertagen laufen, den Tipp kann ich auch nur jedem ans Herz legen, der lieber allein unterwegs ist.
Wer einsame und nicht überlaufene Wege bevorzugt, dem seien die Bücher aus der Reihe „Vergessene Pfade“ empfohlen.
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