Ein interessanter und neugierig machender Name für einen Themenwanderweg. Und was für eine herbe Enttäuschung!
Ich liebe ja Themenwanderwege. Man verbindet den Aufenthalt in der Natur mit dem Erkunden historischer Orte und/oder Ereignisse, die dort stattgefunden haben. Dieser Weg, für den ich knapp 250km in den Nationalpark Eifel gefahren bin, folgt den Spuren einer der grausamsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs, dem Kampf im Hürtgenwald.
Die schweren Kämpfe von Oktober 1944 bis Februar 1945 im Gebiet der Nordeifel (südöstlich von Aachen) werden als Schlacht im Hürtgenwald bezeichnet. Unterschieden werden dabei drei Abwehrschlachten zwischen der Wehrmacht und der angreifenden US Army. Die Waldkämpfe um den Hürtgenwald zählen zu den schwersten Kämpfen der US Army im Zweiten Weltkrieg überhaupt. Diese Waldkämpfe gelten als die ersten Gefechte der US-Army in dieser Art von Gelände.
Quelle: Wikipedia
Themenwanderwege zeichnen sich dadurch aus, dass entlang der Route Hinweistafeln aufgestellt werden, anhand derer man damalige Ereignisse nachverfolgen kann. Man kennt das Prinzip von ganz gewöhnlichen Waldlehrpfaden oder auch Walderlebnispfaden, wo auf Besonderheiten in Flora und Fauna hingewiesen wird. Im Vulkanpark Eifel rennt man fast hinter jeder Kurve gegen eine Infotafel über geologische Besonderheiten. Der Hemingway-Trail heißt z. B. so, weil der weltbekannte Schriftsteller Ernest Hemingway während der besagten Schlacht als Kriegsberichterstatter vor Ort gewesen ist.
Was eignet sich also besser, als quasi auf dessen Spuren zu wandern und sich – natürlich – bei jedem Schritt ins Bewusstsein zu rufen, was für ein Glück man hat, in Friedenszeiten zu leben.
Leider ist dieser Wanderweg eine einzige Enttäuschung!
Bis auf einen kleinen Flyer (siehe ganz unten), den man sich runterladen und ausdrucken muss, gibt es auf der gesamten Strecke keinen einzigen Hinweis auf besagte historische Ereignisse. Am Ausgangspunkt, dem Wanderparkplatz Glockenofen, steht eine verwitterte, kaum lesbare Wanderkarte hinter blindem Plexiglas bei einer völlig verrotteten Sitzbank. Entlang des Hauptweges (den Zusatzweg hab ich mir dann erspart) gibt es 9 Wegpunkte, auf die zu keinem Zeitpunkt hingewiesen wird! Nirgendwo! Die Wegmarkierungen an den Bäumen bestehen aus kleinen Pfeilen mit einer 44, die nur zu leicht zu übersehen sind. Einzig das Gedenkkreuz (Wegpunkt 8) mitten im Wald ist zu erkennen. Es soll zwei Aussichtspunkte geben (WP 5 + 7), nur wo? Und ist der Hügel am Ende der Tour kurz vor Großhau der von Hemingway so bezeichnete „Arschnackte Hügel“? Man weiß es nicht.

Das Kreuz erinnert an die Soldaten einer amerikanischen MG-Einheit, deren Überreste erst 55 Jahre später gefunden wurden. Es steht inmitten eines Waldes der zurzeit abgeholzt wird und wirkt mehr als unwürdig, wie ich finde!

Dem Wegpunkt 9 auf dem Flyer nach handelt es sich hierbei um den besagten „Arschnackter Hügel“. Kein Hinweis, keine Erklärung auf den historischen Zusammenhang. Sehr schwach!
Ich war lange nicht mehr so enttäuscht von einer Wanderung. Hinzu kommt noch, dass es auf der kompletten Strecke nicht eine einzige (!) Pausenbank gibt, geschweige denn eine Schutzhütte bei schlechtem Wetter! Selbst auf den Wanderwegen aus dem Buch „Vergessene Pfade in der Pfalz“ gibt es mehr Möglichkeiten zum Ausruhen oder zum Essen. Auf unserem heimischen Dorffriedhof stehen gefühlt mehr Bänke herum, als Gräber.
Nein, dieser „Hemingway-Trail“ gehört komplett überarbeitet und neu gestaltet. Wegweiser, Hinweistafeln, Ruhebänke, dann kann man von einem Themenwanderweg sprechen.
Obendrein war das Wetter an dem Tag genauso grau und langweilig wie die Rundtour selbst.
Mitten im Juli bin ich auch noch nie in Langarm gewandert und hab mich geärgert, die Regenjacke vergessen zu haben. Immerhin hätte ich Letztere nicht gebraucht, aber trotzdem ist das, was sich gerade da draußen abspielt, kein Sommer, sondern eine Krankheit. Nachts wurde es dann im Camper trotz zweier Wolldecken so kalt, dass an Schlafen nicht mehr zu denken war und ich um halb Drei morgens den Kram zusammengepackt hab und nach Hause gefahren bin.
Eine eMail an die „Konejung-Stiftung Kultur“, die irgendwie für den Wanderweg zuständig ist, ist auch raus, mal sehen, ob da jemand antwortet.
Fazit: Der Wanderparkplatz „Glockenofen“ ist sehr schön gelegen am Ortsrand von Großhau, den „Hemingway-Trail“ kann man sich getrost sparen.
Hier der Flyer zum Runterladen – und wegwerfen.
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