Eine der Geschichten, die es natürlich nicht in die großen Medienhäuser schaffen. Danke an Boris Reitschuster für die Veröffentlichung.
„Warum so aggressiv“, fragte mich meine Freundin aus Wien, Eva Jancak, nach dem letzten Eintrag. Die Gegenfrage lautet, wie kann man angesichts der aktuellen Vorkommnisse nicht aggressiv werden? Wie kann man das alles schulterzuckend – ishaltsomachstenix – hinnehmen?
Sorry, ich kann das nicht, mich packt die kalte Wut.
Ella
Von Johanna und Frank Wahlig
Ella ist elf Jahre alt. Sie geht nicht mehr zur Schule. Ella ist krank. „Wegen Corona“, sagt sie. Fieber oder Husten hat sie nicht. Sie kann nicht mehr zur Schule gehen, weil sie traurig ist. Sie ist traurig wegen der Schulfreunde, wegen der Lehrer, wegen des Direktors. Wegen der Maske. Maske tragen, Abstand halten, Fenster auf, Hände desinfizieren – das steht auch bei Ella ganz oben auf dem Lehrplan.
Ella lebt in einer Kleinstadt in Oberbayern. Dort gibt es eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium. Ella besucht die sechste Klasse der Realschule. Die Eltern leben getrennt. Geschwister hat sie keine.
Seit Herbst müssen die bayerischen Schüler im Unterricht Masken tragen. Ella hat ein beglaubigtes ärztliches Attest, das sie von der Maskenpflicht entbinden soll. Sie bekomme nicht gut Luft mit Maske, sagt sie. Sie hat Hautprobleme. An der staatlichen Schule in Bayern wird das Attest nicht anerkannt. Sie trägt eine dünne Maske, die Mama mitgegeben hat. Die Kinder verspotten sie. „Fette Sau!“, „Corona-Wanze!“, „Wegen dir müssen wir sterben!“ Sie wird allein im Klassenraum ganz nach hinten versetzt.
Über Wochen steht Ella auf der „roten Liste“ der Lehrer, der Schüler, des Direktors. Die Dauer des Toilettengangs wird kontrolliert. Sie trägt die Maske zwischendurch unter der Nase, um Luft zu holen. Die Mitschüler haben dies auf Listen dokumentiert. Dreimal habe sie an einem einzigen Tag die Maske falsch getragen. 17 mal soll Ella die Maske an diesem Tag, laut Strichliste, unter der Nase getragen haben. Lehrer und Schüler beobachten Ella und schreiben auf. Die Strichliste wurde von den Mitschülern an den Direktor übergeben. Ella muss ins Direktorat. Der Direktor schreit sie an. Der Rektor möchte Ella der Schule verweisen, so droht er. „Einen schönen Gruß an deine Frau Mutter!“ Ella weint. „Mein Leben hat keinen Sinn mehr“, sagt sie manchmal zu Mama. Und Mama weiß nicht weiter.
Jetzt hat Ella keine Schule mehr. Ein Arzt hat bei Ella Depressionen diagnostiziert. Ein Aufnahmetermin in einer Fachklinik ist vereinbart.
(Screenshot: reitschuster.de
Ja das ist eine schlimme Geschichte, ich könnte Ihnen auch einige aus meiner Praxis erzählen oder auch nicht, denn ich kann ja, da ich zum Glück freiberuflich bin, keine Mutter in einem Pflegeheim und auch keine Kinder in der Schule habe und mein Mann, der Corona bedingt ,jetzt auch oft zornig ist, gerne einkaufen geht, relativ unbedarft maskenlos leben.
In der Schule muß man aber aufpassen und denen die sagen, den Kindern ist das zumutbar, mit psychologischen Argumenten widersprechen!
Denn ich fürchte, das ist es nicht, vor allem aber muß man die Sprache aufdröseln, wenn ich ohne Maske irgendwo stehe oder in der Schule sitze und niemanden anspucke oder huste, was man ja im Normalfall nicht tunt, besteht wahrscheinlich keine Gefahr, denn die meisten sind ja nicht infiziert!
Aber durch die Debatte wird vielleicht der Eindruck vermittelt ein Maskenloser ist ein Gefährder oder Mörder!
Da muß man dagegen wirken, aber mit der Aggression, lieber Uli, kommt man auch nicht weiter!
Ich kann ja dem Busfahrer oder wer da bei der vorigen Geschichte agierte, freundlich sagen „Achtung maßvoll agieren und nicht übertreiben!“
Beschimpfen und ihn den Tod wünschen muß ich nicht und tue das auch nicht, denn ich verstehe, wenn Leute Angst haben!
Dann mache ich halt ein Fenster auf oder gehe einen Schritt zurück, statt loszuschimpfen!
Sie waren schon viel freundlicher, was mich freute, weil ich mit Ihnen ja in den Corona- Punkten, glaube ich, einer Meinung bin! Deshalb finde ich es schade, daß Sie jetzt wieder losschimpfen!
Weil das ja auch nichts nützt, im besten oder schlimmsten Fall bekommen Sie ein Magengeschwür, was haben Sie davon? Aber wenn man mit den Menschen redet, hat das meistens einen Effekt!
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