Zwischendurch zieht es einen dann doch mal raus in die Natur. Man hat sowieso viel zu wenig Bewegung, tagtäglich hockt man doof im Büro rum und die Beine braucht man nur für den Weg vom und zum Auto. Naja, meistens zumindest. Vom Bienwald, einem großen Mischwaldgebiet nahe der französischen Grenze, hatte ich schon öfter gehört, befinden sich doch dort versteckt im Unterholz Relikte des Westwalls, einer geplanten Verteidigungslinie aus dem 2. Weltkrieg gegen die Alliierten. Nun, wie man weiß, war alle Mühe umsonst. Und das ist auch gut so.
Der Pfälzerwald-Verein hat im Bienwald einen Themenwanderweg angelegt, als dessen einziger Kritikpunkt die teilweise mangelhafte Ausschilderung bzw. Markierung zu erwähnen wäre. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine spannende Exkursion.
Entgegen der empfohlenen Marschrichtung – da der eigentliche Beginn nirgendwo zu erkennen war – kommt man zum ersten Relikt, einem Ein-Mann-Bunker, der sich direkt am Wanderweg befindet:
Eine beklemmende Vorstellung, in so einer Büchse zu stehen, während um einen herum die Geschosse einschlagen. Von einem direkten Treffer ganz zu schweigen!
Wenig später weist ein Schild auf einen Pfad hin, der zu einem ehemaligen Schießübungsstand führt. Wenn man es nicht wüsste, hielte man es für einen normalen Graben mitten im Wald:
Die meisten Artefakte sind im Laufe der Jahre vom Wald überwuchert und im Boden versunken. Der PWV hat jedoch einen Pfad abseits des Hauptweges angelegt, der zu einigen versteckten Bunkeranlagen führt
Beim Bienwald handelt sich um ein Waldgebiet, das nach und nach nicht mehr bewirtschaftet wird und in dem die Natur nach Belieben schalten und walten darf. Totholz wird nicht mehr beseitigt, wenn ein Baum umfällt, dann tut er das eben.
Man stiefelt weiter entlang eines ausgetrockneten Bachbettes und kommt an einer Lichtung zu einem bewundernswerten Baumdenkmal, der Bismarck-Eiche
Vor solch alten Bäumen packt einen automatisch so etwas wie Ehrfurcht. Man kommt sich plötzlich ganz klein vor, unbedeutend, das eigene Alter ist gerade mal ein Atemzug gegenüber dem des Baumes. Ich gebe zu, mein erster Gedanke galt der Sorge, dass diese Eiche wegen ihres Namenspatrons vom aktuellen Bildersturm der üblichen Verdächtigen verschont bleibt! Verdammt, nicht mal mitten im Wald lassen mich die Umtriebe dieser Gestörten in Ruhe!
Zeit für eine Rast am „Jakobshäuschen“
Es ist der Neubau des ursprünglichen Jakobshäuschens, das seinerzeit im Zuge des Westwall-Baus abgerissen wurde. Das heutige Haus steht auch nicht mehr an der ursprünglichen Stelle und dient Forstarbeitern – soweit diese dort noch zu tun haben – als Wetterschutz. Eine Sitzbank lädt zum Verweilen ein.
Der nachfolgende Weg verläuft exakt der damaligen Hauptkampflinie. Bei dem idyllischen Anblick fällt es einem schwer, an Krieg und Kampfhandlungen zu denken:
Entlang dieses Weges kommt man einer der größeren Bunkeranlagen vorbei, eines sogenannten „Regelbau 10. Leider gesprengt, ist es nur noch ein Haufen Beton, überwuchert von Pflanzen. Ich schreibe bewusst „leider“, weil es sich hervorragend als Zeitdokument geeignet hätte. Vorteil heute ist, dass sich in den Trümmern Tiere aufhalten können:
Kurz darauf ist man wieder am Ausgangs- bzw. Endpunkt angelangt. Ich bin aufgrund der mangelhaften Markierung den Kurzen, 8 km langen Weg gegangen, es gibt einen 16 km Weg, der aber der Beschreibung nach an keinen Relikten mehr vorbeiführt.
Sei’s drum, die 8 km haben mir als Bürorumhocker auch erstmal gereicht. Eine schöne Tour, ein herrlicher Wald und ein interessanter Ausflug in die Geschichte!
Fotos: privat
Beitragsbild: pexels
Kommentar verfassen