Im Zeichen des „kulturellen Verständnisses“ sollen Deutsche jetzt auch noch Toleranz für archaische Männlichkeitsrituale auf öffentlichen Fernstraßen und für gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr aufbringen: Haci-Halil Uslacan, Vorsitzender des „Zentrums für Türkeistudien“, verlangt von den Deutschen ernsthaft „mehr Nachsicht“ gegenüber den teilweise kriminell-gefährlichen sogenannten „Hochzeitskorsos“, mit denen türkische Hochzeitsgesellschaften seit mehreren Jahren andere Fahrer auf Autobahnen terrorisieren und den Verkehr lahmlegen.
Erst am Wochenende hatten wieder drei große Hochzeitskorsos im Raum Aachen für massive Polizeieinsätze gesorgt. Für Uslacan jedoch, der als Professor an der Universität Duisburg lehrt, handelt es sich bei dem Geballer mitsamt Schreckschusswaffen und waghalsigen, verkehrsordnungswidrigen Manövern – oft inklusive Herunterbremsen des Autobahnverkehrs bis zur Totalblockade – um keine „Machtdemonstrationen gegen die Mehrheitsgesellschaft„, sondern um einen „Ausdruck von Freude“ darüber, dass „die sexuelle Beziehung nun legitimiert ist„, so der verrückte Professor gestern im Vorfeld einer NRW-Landtagsanhörung laut „n-tv„. Soll heißen: Wer endlich legal Druck ablassen darf als Mann, kann dafür ruhig die gesamte Öffentlichkeit tyrannisieren und die Sau rauslassen. Die Deutschen sollen sich gefälligst nicht so haben, wenn die türkische Gemeinschaft ihre Traditionen auslebt.
Allerdings stammen diese „Traditionen“ aus entlegenen Herkunftsregionen des Osmanischen Reichs und vor allem aus Zeiten, in denen es weder ein hochfrequentiertes Fernstraßennetz mit stündlich Millionen Verkehrsteilnehmern gab – noch tiefer gelegte, getunte PS-Boliden, mit denen jungtürkische Machos ihren permanenten kulturellen Minderwertigkeitskomplex zu kompensieren versuchen. Es ist auch erstaunlich, dass diese wiederentdeckten Sitten ein Phänomen der letzten Jahre sind, in denen vor allem Vertreter der dritten und bereits vierten Generation hier geborener Türken bzw. Deutsch-Türken ihre nationale Rückbesinnung auf das Land ihrer Vorväter beschwören. Sie verehren Erdogan und seinen glühenden Islamismus und Nationalismus – und haben zu Deutschland, wo sie aufgewachsen sind, überhaupt keinen inneren Bezug (mit Ausnahme der Annehmlichkeiten, die der deutsche Pass mit sich bringt). Hier ist das Milieu der wahren Parallelgesellschaften zuhause – millionenfach und wachsend. Es ist das exakte Gegenteil der weltoffenen, prowestlichen, säkularen ersten Türken, die vor fast 60 Jahren als Gastarbeiter aus herkamen. Diese damaligen Türken, Atatürk-Verehrer und leistungsstarke, fleißige, schon aus Eigeninteresse integrationswillige Immigranten belästigten niemand mit ihrer Religion, sie verlangten vom deutschen Staat nicht die Finanzierung von Protz-Moscheen als Machtdemonstration – und erst recht wären sie nicht auf die Idee gekommen, Hochzeitsfeiern wie im Wilden Westen zu zelebrieren.
Verkehrte Welt: Die sich anpassen sollen, fordern Anpassung
Dass ein sogenannter „Türkei-Experte“ wie Uslucan die deutschen Behörden zu „Augenmaß“ auffordert und eine „Aufklärung“ der Öffentlichkeit über die eigentliche kulturelle Bedeutung der Hochzeitskorsos verlangt, ist ein schlechter Witz: Man muss über bestimmte vorderasiatische Kulturpraktiken nicht erst aufgeklärt werden, um deren dreiste Rücksichtslosigkeit gegenüber hiesige Rechtsnormen anzuprangern. Auch für Ehrenmorde oder Zwangsehen gibt es interessante kulturwissenschaftliche Erklärungsansätze – was nichts daran ändert, dass diese „Traditionen“ hier nichts verloren haben. Nicht die Deutschen sind es, die hier noch mehr Verständnis aufbringen müssen. Sondern etliche lebende Türken und Türkischstämmige müssen endlich lernen, dass sie ihre Gebräuche und kulturellen Usancen gerne im Stillen ausleben können, soviel sie möchten – aber ohne dabei andere zu belästigen oder gar in Lebensgefahr zu bringen. Wem man solche Binsenweisheiten ernstlich erklären muss, der hat in diesem Land prinzipiell nichts verloren. (DM)
Dieser Beitrag erschien zuerst am 03.09.19 auf Jouwatch (Autor: DM)