Bastei Lübbe Hardcover, Thriller, 668 Seiten, ISBN: 978-3-431-03999-3, Ersterscheinung: 04.10.2017
Dan Brown ist der Garant für gute, spannende Unterhaltung an verregneten Urlaubstagen, an denen man eigentlich arbeiten wollte und dann doch tatsächlich gezwungen ist, sich mit einer Tasse Tee aufs Sofa zu fläzen und Robert Langdon beim Lösen eines neuen Rätsels zu begleiten 🙂
Die Romane des amerikanischen Autors, 1964 in New Hampshire geboren, handeln stets von Gott und der Welt, von Kunst und Wissenschaft, drunter tut er es nicht. In Origin ist das auf die Spitze getrieben, geht es doch um nichts Geringeres als den Ursprung der Menschheit, des Lebens überhaupt und um die Perspektive der Evolution. Das hätte krachend schiefgehen können. Ist es aber nicht. Dabei geht doch Dan Brown gar nicht für den kultivierten Anspruch. Aber irgendjemand muss seine Bücher ja lesen, wenigstens kaufen. Dafür steht eine weltweite Auflage von mehr als zweihundert Millionen Exemplaren bisher, übersetzt in 56 Sprachen (die müssen einem erst mal einfallen). Vielleicht sind doch nicht alle seine Leser so doof. Was sich Brown wahrlich nicht unterstellen lässt, ist Ungebildetheit und Arroganz; darin unterscheidet er sich von seinen so souverän intellektuellen Gegnern.
Was, wenn ein Supercomputer existierte mit zwei Hemisphären wie das menschliche Gehirn, der Antworten auf die zentralen Fragen der Menschheit ausrechnen kann: Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Diese Antworten würden nicht nur die drei großen Weltreligionen mit ihrem Schöpfergott in den Grundfesten erschüttern, sondern die gesamte Menschheit, wenn es nach Dan Brown geht. Er spielt das Modell in Origin durch, seinem 2017 erschienenen, letzten Werk. Dafür zieht er einmal mehr alle Register, in denen seine nicht geringe Phantasie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Perspektiven einhergeht.
Die Wege zur Erlösung sind zahlreich. Verzeihen ist nicht der einzige. Als der Milliardär und Zukunftsforscher Edmond Kirsch drei der bedeutendsten Religionsvertreter der Welt um ein Treffen bittet, sind die Kirchenmänner zunächst skeptisch. Was will ihnen der bekennende Atheist mitteilen? Was verbirgt sich hinter seiner „bahnbrechenden Entdeckung“, das Relevanz für Millionen Gläubige auf diesem Planeten haben könnte? Nachdem die Geistlichen Kirschs Präsentation gesehen haben, verwandelt sich ihre Skepsis in blankes Entsetzen. Die Furcht vor Kirschs Entdeckung ist begründet. Und sie ruft Gegner auf den Plan, denen jedes Mittel recht ist, ihre Bekanntmachung zu verhindern. Doch es gibt jemanden, der unter Einsatz des eigenen Lebens bereit ist, das Geheimnis zu lüften und der Welt die Augen zu öffnen: Robert Langdon, Symbolforscher aus Harvard, Lehrer und Freund Edmond Kirschs und stets im Zentrum der größten Verschwörungen. Der bereits aus vorherigen Büchern von Dan Brown bekannte Professor Langdon nimmt hier wieder die Hauptfigur ein.
Ein ehemaliger Student und Freund von Langdon, Edmond, ist Computerspezialist, mehrfacher Milliardär und ein weltbekannter Futurologe, berühmt-berüchtigt durch seine stets eingetroffenen Zukunftsvorhersagen. Eine dieser Vorhersagen kündigt Edmond im Rahmen eines spektakulären Events im Guggenheim-Museum in Bilbao an und sagt, dass diese Enthüllung das Leben aller Menschen ändern wird. Vor allem die großen Weltreligionen und das spanische Königshaus sind davon betroffen und daher in großer Aufruhr. Am Tag der Enthüllung wird Edmond kurz, bevor er die Präsentation starten kann, allerdings getötet. Doch was genau sollte die Enthüllung sein? Zusammen mit der Museumsdirektorin Ambra Vidal, Verlobte des Kronprinzen und zukünftigen Königin von Spanien, begibt sich Langdon auf die Suche. Eine Entscheidung, die tödlich sein könnte.
Dan Brown hat mit Origin erneut Robert Langdon ins Spiel gebracht und das nun schon zum fünften Mal. Wie bei den vorherigen Büchern kann man aber auch dieses eigenständig lesen, ohne die bisherigen Bücher gelesen zu haben. Die Story ist in sich abgeschlossen. Hier ist mal wieder purer Nervenkitzel gefragt und ein Thriller, den so nur Brown schreiben kann. Die handelnden Personen erscheinen authentisch und mit gut ausgearbeiteten Charakterzügen, so dass man jedes Detail dem Autor abnimmt. Die Spannungsspitzen sind sehr gut, wobei es durchaus auch lange Atempausen gibt, die wie Lückenfüller daherkommen mit vereinzelt vorhersehbaren Momenten, die das Buch nicht zur absoluten Vollendung eines anknüpfenden Meisterwerkes erschaffen lässt. Die Story an sich ist aber schlüssig und kompakt mit wie gewohnt guter Recherche. Fesselnd, spannend und abwechslungsreich.
Den Schluss hatte ich während des Lesens anders erwartet. Ich rechnete damit, dass Kirsch als Antwort auf die Frage „Wohin gehen wir“ eine Methode gefunden hat, sein Bewusstsein in den Supercomputer zu übertragen und sozusagen damit das ewige Leben ermöglicht.
Okay, wäre vielleicht neben „Winston“ ein bisschen viel Science-Fiction gewesen.
Noch ein sehr spannender Nebeneffekt: Alle Schauplätze in Browns Romanen existieren wirklich. Die Kirchen, Klöster, Museen, ja sogar die Wohnung von Edmond Kirsch in einem von Antoni Gaudi gebauten, spektakulären Wohnhaus, all das lässt sich beim Lesen auf dem Handy oder Tablet in Bildern und Texten nachverfolgen.
Mehr „drin“ geht nicht.
Endlich ein Buch!
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