Ich muss gestehen, ich bin persönlich kein Vereinsmensch. Als Fördermitglied vielleicht oder als sporadischer Unterstützer für Belange, die es mir wert sind. Niemand brächte mich z. B. in einen Sportverein! Hatte ich, brauch ich nicht! Wahrscheinlich liegt das an meinem Habitus als Einzelgänger. Wenn man Gesellschaft sucht, ist ein Verein mit regelmäßigen Zusammenkünften natürlich ideal. Es soll hier aber um Verbände gehen, denen man zu den unterschiedlichsten Interessen beitreten und sich vernetzen kann. Die Frage, die sich mir als Hobbyautor stellt, was bringen Mitgliedschaften in Verbänden für Selfpublisher? Was bieten sie, was kosten sie und wie sehen die Statuten aus. Gucken wir uns mal um …
1. VS – Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di
War der VS bislang nur „echten“, also Verlagsautoren vorbehalten, hat er sich im Februar diesen Jahres auch für Selfpublisher (SP) geöffnet. Allerdings finde ich die Ausformulierung in den Bestimmungen missverständlich. Dort heißt es
Als Ausweis des fachlichen Könnens gelten: eine Buchveröffentlichung, die nicht durch Einsatz eigener Geldmittel erkauft sein darf, oder eine vergleichbare literarische Tätigkeit wie die Sendung oder Aufführung eines Hör- oder Fernsehspiels, Theaterstücks oder Films; mehrere Veröffentlichungen in literarischen Anthologien, in Literaturzeitschriften, in elektronischen Medien und Feuilletons, als Selfpublisher und Selfpublisherin oder Selbstvermarkter und Selbstvermarkterin.
Stolpert noch jemand über diese ulkige Formulierung? Jeder SP „erkauft“ doch im Prinzip seine Veröffentlichung. Also hab ich mal nachgehakt und erst auf einen altmodischen Brief(!) hin – zwei eMails kamen angeblich nicht an – eine Antwort erhalten. Demnach bezieht sich der Hinweis auf „eigene Geldmittel“ auf diese sogenannten Zuschussverlage. SPler und Selbstvermarkter sind also nicht gemeint, aber ich kann mir nicht helfen, ich finde die Wortwahl trotzdem missverständlich.
Was bekomme ich also im Rahmen einer Mitgliedschaft?
Klickt man sich durch die Seiten des VS fällt vor allem eins ins Auge: Massenhaft Werbung für ver.di. Okay, der VS gehört zu ver.di, klar. Wo sind jetzt aber die Vorteile, Unterstützungen, Hilfestellungen für unsereins? In den FAQ findet sich z. B. auf die Frage, wie man einen Verlag findet, nur der Hinweis
Als Schriftstellerverband ist es uns nicht möglich, Verlage oder Agenturen zu empfehlen oder zu vermitteln.
gefolgt von einigen Hinweisen auf ein paar Webseiten sowie das bekannte Handbuch aus dem Uschtrin-Verlag. Ist ja ganz knuffig, aber stößt man auf solche Tipps nicht unweigerlich, wenn man sich auf eine Veröffentlichung vorbereitet und durchs Netz surft? Ganz kostenlos? Ebenso verweist die Frage nach dem Titelschutz oder „Wie lerne ich, lesenswert zu schreiben?“ nur auf allgemeine Hinweise sowie erneut andere Webseiten. Ich hab den Eindruck, dass alles Interessante von den Seiten des VS wegführt, anstatt dort angeboten zu werden.
Der Mitgliedsbeitrag ist bei ver.di abhängig vom Einkommen. Eine alleinige Mitgliedschaft im VS scheint nicht möglich zu sein.
Fazit: Es ist zwar schön, dass sich der VS für SPler öffnet, aber ich glaube, das ist in erster Linie ein Verein für Autoren, die auch von ihrem Schreiben leben (können). Ich wüsste jedenfalls nicht, was mir ein Beitritt bringen würde.
(Ganz abgesehen davon und nur nebenbei bemerkt, stehe ich mit so manchem, was ver.di treibt, extrem auf dem Kriegsfuß und ein Blick in die sogenannte „Charta“ sagt so manches über deren Weltbild aus. Aber ist ok, ich muss ja nicht bei denen mitspielen)
2. Willkommen beim Selfpublisher-Verband e.V.
Gehört hatte ich davon, mich aber erst nach der letzten Buchmesse damit beschäftigt, nachdem ich deren Stand besucht habe. Erster Eindruck: Okay, klingt echt interessant! Auf der Webseite findet sich als Antwort auf die Frage, weshalb man Mitglied werden solle, u. a. diese Antwort:
Profitieren Sie von den Erfahrungen anderer Mitglieder. Stellen Sie Ihre Bücher über den Verband auf den Buchmessen aus. Lassen Sie Ihre Titel auf der Website vorstellen. Werden Sie von der Lokalpresse leichter auffindbar. Nutzen Sie spezielle Verbands-Angebote unserer Fördermitglieder. Lassen Sie sich von unseren Spezialisten beraten.
Und noch weitere, speziell auf SP zugeschnittene Angebote. So stell ich mir Unterstützung vor! Weiter gibt es Regionaltreffen und diverse Vergünstigungen für Mitglieder, die hier aufgelistet werden. So ist der Bezug der Zeitschrift „der selfpublisher“ sogar im Beitrag enthalten. Als Mitglied hat man Zugang zu Foren und kann seine Bücher vorstellen.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 96€ im Jahr, also 8€ im Monat.
Fazit: Da muss ich nicht lange überlegen. Gegenüber ver.di bietet der SP-Verband eindeutig mehr, ist günstiger und viel näher am Thema SP dran.
Die Kosten-Nutzenrechnung muss natürlich jeder für sich selbst aufstellen. Als SPler hat man ohnehin schon Ausgaben, die in den wenigsten Fälle durch Verkäufe komplett wieder reinkommen und dann noch Mitgliedsbeiträge …?
Schaun mer mal … 🙂
Ich bin bei der GAV und den IG-Autoren Mitglied!
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Also ich muss sagen ich bin in gar keinem Verein und fühle mich auch so wohl.
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Da geht’s Dir wie mir 🙂
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