Es gibt sie wohl schon eine ganze Weile, aber so richtig befasst habe ich mich bislang noch nicht mit ihnen: Bücherschränke im öffentlichen Raum. Hauptsächlich handelt es sich um ausgediente Stromverteilerkästen, die, anstatt dass man sie abbaut, stehengelassen werden und mit Glastüren und Regalböden ausgestattet werden. Anschließend kann sich jeder Bücher heraus nehmen oder selbst welche hinein stellen und so anderen zur Verfügung stellen.
Irgendwie eine schöne Sache, wie ich finde.
Am vergangenen Samstag bin ich dann mal losgezogen und hab einen Rundgang durch meine Heimatstadt Mainz gemacht. Durch die Neustadt ans Rheinufer, von da in die Altstadt habe ich vier solcher Schränke ausfindig gemacht und sie mit jeweils einem Exemplar meiner beiden Taschenbücher „Der Ausflug … und andere Ereignisse“ und „Weihnachten im Weltall“ bestückt. Auf die Idee hätte ich eigentlich auch schon früher kommen können, hat doch meine Freundin Eva Jancak solche Schränke schon mal erwähnt. Erst nach einem Facebook-Post dachte ich, warum eigentlich nicht?
Ein bisschen schade finde ich, dass die Dinger etwas verlottert aussehen, andererseits ist das bei Gegenständen, die öffentlich herumstehen nicht selten der Fall. Umso erfreulicher ist da der Umstand, dass es – offenbar – kaum Vandalismus zu geben scheint. Die Bücher stehen ordentlich drin, niemand scheint seine Zerstörungswut an ihnen oder den Kästen ausleben zu wollen.
Hoffen wir mal, dass es so bleibt.
Der Rundgang führte mich schließlich sogar zu meiner alten Grundschule. Auf den Bildern ist links unten der Bücherschrank am Feldbergplatz zu sehen, nur wenige Meter von der Feldbergschule entfernt
Vor dem Eingang stand ich damals, Anno ’72 muss das gewesen sein, mit meiner Schultüte und hab noch bevor die Türen aufgingen, gehofft, dass alles schnell rumgeht, weil ich zuhause viel Spannenderes zu tun hatte. Matchboxautos sortieren zum Beispiel. Nach Größe. Unter dem Wohnzimmerschrank meiner Großmutter. Konnte mir doch keiner verübeln, dass mir das wichtiger erschien, oder? Das kleine Fenster links über dem Eingang war mein erstes Klassenzimmer, eigentlich eher eine Art Abstellkammer. Ich glaube, mich dunkel zu erinnern, dass unser späteres, richtiges Klassenzimmer noch nicht fertig war, irgendwas war da.
Links noch eine andere Ansicht von der Hauptstraße aus, leider mit der hässlichen Baustelle davor. Rechts, dieses alte Gebäude mit den zwei markanten Giebeln, war die Turnhalle. Zugig, düster, muffig, alles, was das Herz nicht begehrt.
Oh Mann, wie ich das alles – N I C H T – vermisse! 🙂 Umso entspannter und nicht ohne ein Quentchen Nostalgie kann ich mir das heute nach so vielen Jahren ansehen.
Und irgendwie war’s doch schön!
(Bilder: privat)
Ein schöner Beitrag, für mich sind die Bücherschränke sehr wichtig und ich nütze sie auch sehr intensiv, ja und auch in Österreich, da kam die Idee von einem Künstler, der einmal der Assistent von Hermann Nitsch war, so daß sich der sogar an dem Schrank in der Zieglergasse verewigt hat und es gelten zumindest die von ihm initiierten Schränke als Kunstobjekte, hat das Modell eingeschlagen und der Anfangs befürchtete Vandalismus ist ausgeblieben, jetzt gibt es schon sehr viele Bücherschränke, oft ehemalige Telefonzellen und sie sind auch oft sehr gut bestückt, so daß ich schon wahre Schmankerl darin gefunden habe.
Ich denke man kann sich dadurch sehr schön mit Lesestoff versorgen und damit recht kostengünstig über den Tellerrand hinauslesen, was also ein positiven Aspekt in der heutigen Gesellschaft ist, der das Glas gleich wieder ein Stückchen voller macht!
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Hallo, die liebe Freundin aus Zella-Mehlis wartet noch auf die Bücher für den Bücherschrank. Dann bekommst du natürlich auch ein Foto und wirst sehen, wie pfleglich wir Thüringer mit solchen Dingen umgehen *zwinker*. Unser Bücherschrank ist eine ausgediente Telefonzelle und wird nach meinen Beobachtungen sehr rege genutzt. Liebe Grüße
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Ja isses denn die Möglichkeit! Die liebe Zella aus Simone-Mehlis, nee Moment, andersrum egal, Du weißt schon 🙂 Ja klar kriegst Du die. Liegt alles schon bereit. Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt das Päckchen auch zu Dir!
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