Das Grand Guignol der Neuzeit

Das Théâtre du Grand Guignol im Pariser Vergnügungsviertel Pigalle war von 1897 bis 1962 ein Theater der besonderen Art. Es hatte sich auf Horror-Inszenierungen und derbe Komödien spezialisiert, die oftmals an die Grenzen des damaligen guten Geschmacks gingen. Nun, die Geschmäcker haben sich im Laufe der Zeit geändert. Was damals noch Entsetzen hervorrief, würde heute kaum mehr jemanden erschrecken. Das heutige Grand Guignol wäre ein Theater, in dem die Absurditäten des Links-Rot-Grünen Spektrums bühnengerecht aufgearbeitet würden. Vielleicht hieße es ja sogar „Grün Guignol“ Haha, kleiner Scherz am Rande … Der Conférencier würde vielleicht eine Art rote Uniform tragen, sowie einen grünen Handschuh an der linken Hand. Oder umgekehrt, ist ja auch egal. Jedenfalls käme er allabendlich – wobei zu überlegen wäre, ob eine Vorstellung am Abend ausreichen würde, um das ganze Dämlichkeits-Spektrum abzudecken – mit einem fiesen Grinsen hinter dem Vorhang hervor auf die Bühne, den behandschuhten Zeigefinger erhoben und ins Auditorium fragend:

„Willkommen, verehrtes Publikum! Habt Ihr auch alle heute Eure Worte und Zahlen* wohl überlegt, die Ihr gesprochen habt? Seid Ihr Euch des Fahrwassers wohl bewusst, in dem Ihr dümpelt, wenn Ihr von belasteten Worten und Zahlen Gebrauch macht? Worte und Zahlen, Zahlen und Worte, wie unbedacht nutzt man sie, ohne sich der Folgen bewusst zu sein, wenn sie von den Falschen aufgeschnappt werden? Doch halt, sprach ich soeben von den Falschen? Nicht doch, es sind natürlich die Guten, die sich darum bemühen, die Umwelt rein zu halten, von bösen Worten. Es sind die Guten, wie eben jener Gute, der in einer schwedischen Bibliothek die Polizei rief, als er gewahr wurde, dass eine Gruppe Kindergartenkinder einem Hörspiel von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf lauschte. Ein Hörspiel, das leider noch nicht in der vorgeschrieben entschärften verstümmelten Fassung des Kinderbuchklassikers abgespielt wurde! Oder eben jener Gute, der in einer Aktion des Online-Shops von Hertie einen bösen Zahlencode entdeckt zu haben glaubte und dies sofort der Welt mitteilen musste! Also, liebes Publikum und liebe PublikumInnen, achtet stets auf Eure Zahlen und Wörter. Man weiß nie, an wessen Ohr sie gelangen! Und nun genug der langen Rede, genießen Sie heute unser neues Stück aus dem Tollhaus:

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*

http://www.ardmediathek.de/tv/extra-3/Realer-Irrsinn-Nazi-Kennzeichen/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=3709210&documentId=39264098

http://www.belltower.news/lexikontext/die-populaersten-zahlencodes

 

 

 

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