Von Floskeln und folgsamen Buchhandlungen

Artikel 5 des Grundgesetzes sagt:

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Klingt komisch, ist auch nicht so. Deshalb ist es auch nur eine Floskel. Eine Floskel wiederum wird als sinnleere Worthülse definiert, also etwas, das zwar gern und oft gesagt wird, tatsächlich aber keine Bedeutung hat. Und zwar besonders dann nicht,, wenn es um kritische Äußerungen geht und wenn durch die Publikation dieser Äußerungen die Gefahr für die herrschende Klasse besteht, dass deren Verfehlungen, Rechtsbrüche usw. an ein großes Publikum geraten könnte.

So wie es sich zur Zeit mit dem Buch Kontrollverlust von Thorsten Schulte verhält, das genau wie Finis Germania von Rolf-Peter Sieferle einfach mal schwupps von der Spiegel-Bestsellerliste geschreddert wurde. Und nicht nur das. Die Buchhandlungskette Thalia entblödet sich nicht, das Buch sogar aus den Regalen zu entfernen:

thalia_zensur

Cool, nicht wahr? Aber natürlich kannst Du gern kritisch schreiben, lieber Journalist, dafür ist ja dieser putzige Artikel 5 GG da, gell? Dein Verlag darf es sogar veröffentlichen … wie jetzt, was meinst Du mit „Verbreitung“? Ach so, es verkaufen? An die Leute bringen, sie also informieren? Ja, das geht natürlich nicht. Schon gar nicht in Buchhandlungen wie Thalia, die ein großes Publikum haben und sich gar von der Platzierung auf einer Bestsellerliste angezogen fühlen könnten, es zu kaufen. Und am Ende auch noch zu lesen!!! Im Übrigen solltest Du auch aufpassen, was Du sagst und schreibst, Du weißt ja, wie schnell man plötzlich keine Aufträge mehr kriegt, keine Vortragseinladungen usw. Uiuiui, da geht’s finanziell ganz schnell bergab, nicht wahr? Und das wollen wir doch beide nicht!

Nun, solche Vorkommnisse  führen bei mir und allen anderen klar denkenden Geistern dazu, dass ich um Thalia in Zukunft natürlich einen Bogen machen werde, sollte ich mal an einem dieser Läden vorbei kommen. Außerdem werde ich Buchbestellungen – wie aktuell heute Kontrollverlust und Finis Germania – nur noch bei kleinen Verlagen wie Antaios oder KOPP tätigen und damit deren unabhängige Verlagsarbeit unterstützen. Mir ist klar, dass die großen Buchhandelsketten deswegen nicht in Tränen ausbrechen, geschweige denn ihr Umsatz einbrechen wird, aber ich kann und will solch eine Zensur – und nichts anderes ist es – nicht auch noch finanziell unterstützen. Antaios und KOPP bieten denselben Service, dieselben Lieferzeiten und dieselben Zahlungsmöglichkeiten.

Noch gibt es also Wege an kritische und investigative Literatur zu kommen.

Noch …

Eine Stellungnahme von Thorsten Schulte gibt es übrigens auf Youtube

11 Antworten auf „Von Floskeln und folgsamen Buchhandlungen

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  1. Haben Sie wieder ein Beispiel gefunden?
    Wahrscheinlich kann niemand einen Buchhändler zwingen ein Buch zu führen, das ihm nicht gefällt. Wahrscheinlich wird er es Ihnen trotzdem bestellen, wenn Sie es verlangen und wiederum wahrscheinlich werden Sie es woanders kaufen können, wenn Sie es lesen wollen und dieser Verlag, den Sie ja öfter erwähnen, wird es Ihnen auch bestimmt schicken!

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    1. Ach Frau Jancak, Sie haben mal wieder überhaupt nicht verstanden, worum es mir geht. Aber wie ich ja schon mal schrieb, es ist eben nicht jeder in der Lage, Gelesenes auch mental zu erfassen und einzuordnen. Von daher … sei’s drum.

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  2. Hab ich schon, seh aber kein Problem, es gibt eben Leute, denen diese Bücher nicht gefallen und das können Sie ja vielleicht auch akzeptieren, daß das wahrscheinlich einen Grund hat, anstatt aufzuschreien und wieder einen gradiosen Artikel darauf zu formen!

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