Es regnet, also schreib ich

Naja, die Vorhersage für den Mai verheißt ja nix Gutes. Wettertechnisch jedenfalls. Im Moment pieselt es feuchtfröhlich vor sich hin und der Einzige, der raus will, ist mein alter Kater Leonardo. Eigentlich wollte ich den Rechner schon wieder ausmachen und mich mit „Krieg der Welten“ von H. G. Wells aufs Sofa lümmeln, da stieß ich beim Herumklicken auf einen alten, fünfteiligen Artikel im Literaturcafé aus dem Jahre 2010, in dem es um abgelehnte Manuskripte, Hobbyautoren, Selbstverliebtheit und dergleichen ging und auch darum, dass eine Ablehnung oder auch nur eine Kritik  natürlich nie mit dem eigenen Unvermögen zu tun hat, sondern immer am Verlag liegt, der die Genialität des Autors einfach nicht erkennt.

So ein Depp aber auch!

Der Artikelverfasser („Autor“ darf man ja nicht mehr sagen), ist Tom Liehr, Schriftsteller aus Berlin. Ganz ehrlich? Nie von dem gehört, auch die Artikelreihe scheine ich komplett übersehen zu haben, obwohl ich mindestens einmal täglich im Literaturcafé reingucke. Egal, jedenfalls hier gleich mal ein Zitat aus dem zweiten Teil, das ich mir am liebsten gerahmt an die Wand hängen möchte:

Der folgende Gedanke lohnt einer genaueren Erwägung: Ist es möglich, dass wir »die Leser« überhaupt nicht kennen – und überhaupt nicht wissen, was die eigentlich wollen? Ist denkbar, dass wir ein völlig falsches Bild von »ihnen« haben? Gar überhaupt keine Ahnung über sie? Kann es sein, dass wir unser – zuweilen leicht verzerrtes – Selbstbild auf sie adaptieren, dass wir sie gar mit uns verwechseln? Dass wir, wenn wir denken, wir würden für sie schreiben, es tatsächlich doch für uns selbst tun? Damit ist nicht jene Naivität gemeint, die viele, die auf den Markt zu drängen versuchen, wie einen Schutzschirm vor sich herzutragen: Ich muss gehört werden. Das hier ist wichtig, sogar entscheidend. Ohne meinen Text geht der Welt etwas verloren. Sondern eher der diffuse Irrglaube, man wüsste sehr viel besser als jedermann sonst, was als Lektüre erwünscht ist und was nicht. Schließlich stellt man sie her. Das qualifiziert. Oder?

Es geht in diesem Teil darum, für wen wir eigentlich schreiben.

Wir schreiben selbstverständlich nicht für uns (das machen Therapieschreiber, und die mag niemand), und wir wären keine Künstler, wenn wir für Verlage schrieben, also tun wir es fraglos für die Leser. Bildende Künstler malen auch nicht für Galerien, Darsteller interpretieren nicht für Produktionsfirmen, Tänzer drehen ihre Pirouetten nicht für Ballettregisseure.

Genau da liegt das Problem, das offenbar so viele nichtverlegte Hobbyautoren haben. Sie halten sich für was Besonderes, die nur von all den Anderen nicht verstanden werden. Das ist meine Wahrnehmung der Dinge.

Und an die kann und will ich mich nicht anschließen!

Ich bin mit Leib und Seele HobbyAutor (Leck mich am Arsch, Genderwahn!). Ich schreibe, weil zum Kuckuck es mir Spaß macht. Ich schreibe Geschichten, die ich selbst gern lesen würde über Themen, zu denen ich selbst gern andere Bücher lese! Und ich finde keinen Verlag? Ja wie schlimm ist das denn? Könnte es vielleicht daran liegen, dass für meine Themen im völlig übersättigten Buchmarkt kein Platz mehr ist, ja, sie vielleicht überhaupt niemanden, außer mich selbst, interessieren? Oder … um Himmels Willen, gar nicht auszudenken … meine Fähigkeiten für den Profibetrieb einfach nicht ausreichen?

Ich finde es ja besonders bezeichnend, wenn Hobbyautoren sich in diversen Bücherforen, in denen ich ab und an vorbeischaue, bitterlich beklagen, wie schwer es doch sei, bei einem Verlag unterzukommen und dann nicht mal diesen Post rechtschreibtechnisch fehlerfrei hinbekommen. Achso, Moment, ich wurde ja mal belehrt, das sei ja nur ein Forum und da wäre das nicht so schlimm. Ich muss nicht erwähnen, dass ich nicht mal mehr weiß, wie das Forum hieß? Prima. Danke.

Weiter schreibt Tom Liehr (und auch das kenne ich irgendwoher, komme grade nicht drauf …):

Gelegentlich liest man Äußerungen frischgebackener Autoren, die das Gefühl aufkommen lassen, eine Änderung des Textes (oder gar der Arbeitsweise des Autors), die dazu führen könnte, dass sich dessen Marktchancen verbessern, käme einem Kapitalverbrechen gleich. Man will zwar auf den Markt, und zwar unbedingt und ganz sicher als Autor eines größeren Verlags, aber der Punkt hinter dem letzten Satz des Manuskripts ist eine unantastbare, heilige Größe – wie auch jeder Buchstabe und jedes Satzzeichen zuvor.

Meine Fresse! Ich kann es gar nicht beschreiben, WIE GERNE ich Hinweisen eines Verlags folgen würde, WIE SEHR ich Änderungswünsche akzeptieren würde, um der Geschichte zum Erfolg zu verhelfen! Wie kann man nur so … ich weiß nicht … ignorant, arrogant oder was auch immer sein und denken, dass der Text so und nicht anders vom Verlag gefälligst zu akzeptieren sei, da er mich sonst in meiner „künstlerischen Freiheit“ beschneidet?

Jemand der so denkt, landet völlig zu Recht im Lektorats-Mülleimer!

Die Argumentation, mit der das begründet wird, gleicht derjenigen, mit der sich Autoren in BoD-Foren und ähnlichen Veranstaltungen ihre halbverlegerische Tätigkeit schönreden. Da wird von »Kontrolle behalten« gesprochen, von »uneingeschränkter Freiheit«, gar von der eigenen Identität als Autor und Künstler. Der sei man schließlich, und die ganzen Verlagskläuse hätten einfach keine Ahnung. Der Schritt vom fertigen Manuskript zum Publikumsverlag wird als selbstverständlich angenommen und erwartet, und man ist nicht gewillt, die eigene Arbeitsweise und ihr Ergebnis zu hinterfragen. Wenn es dann erwartungsgemäß nicht zu einem Verlagsvertrag kommt, sind immer die anderen Schuld, niemals man selbst. Immerhin hat man doch alle verfügbaren Ratgeber inhaliert und auch nach Meinung der beschaulichen Autorengruppe, deren Mitglied man ist, ein exzellentes Exposé und eine hinreißende Leseprobe abgeliefert.

Nein, ich hab ja schon mal erwähnt, wieso ich meine Bücher bei BoD, bzw. nach diesem Prinzip veröffentliche. Nicht aus den im Zitat erwähnten Gründen, das überlasse ich anderen. Ich rede mir auch nichts schön, wahrscheinlich bin ich dazu viel zu realistisch und langweilig. BoD bietet die Gelegenheit, meinen Geschichten eine Art Zuhause zu geben und sie verfügbar zu machen für diejenigen, die sie lesen wollen.

Mehr will ich gar nicht.

3 Kommentare zu „Es regnet, also schreib ich

Gib deinen ab

  1. Da denke ich wieder, daß man nicht so zu verallgemeinern braucht oder soll, weil es ja nicht die eine Wahrheit gibt, sondern,der eine macht es so und der andere anders und das macht wahrscheinlich die Vielfalt der Literaturlandschaft oder auch die der wirklichen Blumenwiesen aus.
    Was wären die, wenn da nur weiße Blumen stünden? Sie sind mit Leib und Seele „Hobbyautor“, haben eine starke Sprache, provizieren gerne, messen alles ab und mögen keine Rechtschreibfehler.
    Andere schreiben wieder anders, wollen in den Literaturbetrieb, einigen gelingt es davon und anderen nicht.
    Ich denke, ich brauche Sie nicht zu beschimpfen, weil sie von Tom Liehr, der glaube ich, auch eine starke Sprache hat, nichts gelesen haben und Sie mich nicht, weil ich gerne mehr Erfolg hätte.
    Es ist wie es ist, das hat schon Erich Fried gesagt und die Landschaft ist bunt, daß Sie sich aber anfangen für Literatur zu interessieren finde ich sehr schön!
    Haben Sie übrigens auch das gelesen? https://literaturgefluester.wordpress.com/2010/09/10/warum-wird-mein-manuskript-nicht/

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    1. Na sowas! Nein, hatte ich nicht. Ich bin beim Rumsurfen durch diverse Foren auf diese Reihe im LC gestoßen. Klar gibt es nicht „die eine Wahrheit“. Natürlich lebt der Literaturbetrieb von der Vielfalt. Und auch wenn jeder „anders“ schreibt, gibt es nunmal Grundregeln die einzuhalten sind, wie fast überall im Leben. Experimentelle Texte mal außen vor gelassen, aber damit kann ich eh nix anfangen. In der erzählenden Literatur sollte schon auf die korrekte Schreibweise geachtet werden, ich weiß nicht, ob ich da wirklich zuviel erwarte. Ich hab mich auch nicht darüber aufgeregt, dass Sie gern mehr Erfolg hätten (wer hätte das nicht), sondern dass Sie sich mit fehlerbehafteten Texten präsentieren, sogar darauf bestehen, eine „eigene“ Rechtschreibung zu haben und sich dann über weitestgehende Nichtbeachtung beklagen.

      Okay, keine Sorge, ich will nicht wieder von vorne anfangen, bringt ja wahrscheinlich sowieso nichts. Habe mich über Ihren Besuch gefreut! Gruß nach Wien! 🙂

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