Heute habe ich mal einen ruhigen Tag eingelegt. Ruhig heißt, keinen Pinsel und kein sonstiges Werkzeug in die Hand genommen und einfach mal den Tag Tag sein lassen. Draußen ist fast alles erledigt und der Sommer kann kommen. Ich kann mittlerweile auch keine Farbe mehr riechen! Obwohl noch ein paar Sachen zu tun sind, aber das brennt nicht so unter den Nägeln. Terpentin allerdings, DAS brennt unter den Nägeln! Alter Schwede! Dreckszeug!
Also mal gemütlich an den Rechner gesetzt, die letzten Seiten meiner neuen Geschichte durchgelesen und festgestellt, dass da noch viiiiel Arbeit vor mir liegt. Arbeit allerdings, für die ich ebenso viiiiiel Zeit habe und die im Grunde eigentlich auch gar keine „Arbeit“ im herkömmlichen Sinne ist. Dabei wurde mir wieder mal bewusst, wie schön es doch ist, Schreiben zum Hobby zu haben. Niemand drängt einen, es kleben einem keine Abgabetermine im Nacken, man hat volle Kreativitätsfreiheit. Gibt es das Wort eigentlich? Egal, ihr wisst, was ich meine.
Klar, ich würde mich auch freuen, wenn das, was ich so verzapfe, das Interesse eines „richtigen“ Verlages finden würde. Mit alles Vor- und Nachteilen, versteht sich. Termine, die einzuhalten sind, Korrekturen bzw. Änderungen seitens des Verlags akzeptieren und so weiter, wenn man dafür „richtig“ in Buchhandlungen ausliegt und vielleicht sogar noch Erfolg hat.
Wer möchte das nicht?
Und ist die Alternative denn nicht „richtig“?
Denn hey, was ist so schlimm daran, Hobbyautor zu sein? Neulich musste ich wieder mal beim Österreichischen Kompetenzzentrum für Zeitgenössische Literatur lesen, dass es eine „Degradierung“ bedeuten würde, jemanden als solches zu bezeichnen. Ja, ernsthaft! „Degradierung“! Ich meine, wenn ich Dan Brown, Stephen King oder Wolfgang Hohlbein als Hobbyschreiber bezeichnen würde, DAS wäre eine Degradierung. Und würde obendrein ein profundes Nichtwissen meinerseits implizieren. Aber jemand, der mehr oder weniger ohne große Publikumsresonanz als Selfpublisher schreibt, IST nun mal ein Hobbyautor, sorry! Klar kann man sich das auch schönreden, indem man – wie es manche tun -zum drölfzigsten Mal hervorhebt, wieviel man in wie vielen Jahren schon geschrieben hat, aber Quantität ist ja noch lange nicht gleichbedeutend mit Qualität.
Apropos Qualität: Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich hielte mich für qualitativ hochwertig (das tut ja schon beim Schreiben weh). Ganz im Gegenteil, wenn ich heute ältere Texte lese, denke ich sehr oft „Auweia“ und selbst bei der neuen Geschichte müsste ich jetzt schon einiges abändern. Allerdings maße ich mir an, zu behaupten, die Rechtschreibung und Zeichensetzung zu beherrschen, sowie wenigstens ein bisschen Gespür für Textgestaltung und Rhythmus zu haben. Anderswo wird das alles als nicht so wichtig erachtet, wie ich schon mehrfach erfahren habe. Okay, dann ist das wohl so. Muss ich eben so hinnehmen, wie man mittlerweile Terroranschläge hinnehmen muss. Akzeptieren kann ich es allerdings nicht.
Ist aber eigentlich auch wurscht, nicht wahr?
Der Ton macht wohl die Musik, heißt es so schön und folgende Bermerkungen kann man wohl als Degradierung oder sich darüber lustig machen, nicht ernst nehmen, auffliegen lassen, entcetera interpretieren.
https://literaturgefluester.wordpress.com/2017/03/01/gegenwartliteratur-im-centrope/#comments
Aber an einem Hobby ist an sich natürlich nichts Schlechtes und auch nichts auszusetzen.
Wenn man sich aber über fünfundvierzig Jahre mehr als intensiv mit dem Schreiben beschäftigt, auch wenn man zum Glück einen Brotberuf hat, der einem oder einer das ermöglicht, ist wohl die „Lebensform“ der richtigere Ausdruck und Franz Kafka hatte einen Brotberuf, Paulus Hochgatterer, Franz Grillparzer und und und auch.
Und damit Sie nicht glauben, daß ich mit Händen und mit Füßen in den Literaturbetrieb hineindrängen will, ich bin froh, daß ich, 1975, nachdem ich einmal in eine Wendelin Schmid Dengler Vorlesung ging, mein Psychologiestudium nicht aufgegeben und zur Germanistik hinübergewechselt habe, denn dann hätte ich wahrscheinlich nicht so leicht und einfach „nebenher“ zwischen meinen Stunden und Klienten schreiben können, sondern wahrscheinlich Lesungen organisieren, übersetzen, um Stipendien ansuchen müßen, etcetera um schreiben zu können, wie ich das bei einigen Autorenkollegen so sehe.
Und als Daniel Kehlmann mit der „Vermessung der Welt“ so berühmt geworden ist und monatelang durch die deutschen Dörfer tingelte, um Abend für Abend in einer Bibliothek zu lesen und immer die selben Fragen „Warum schreiben und was verdienen Sie dabei“ beantworten mußte, habe ich mir gedacht, daß ich das zwar gerne ein oder zwei Wochen machen würde, aber dann genug hätte vom „Profiautorenstatus“, der so gesehen, wahrscheinlich auch nicht immer so lustig ist.
So gesehen wünsche ich ein schönes Hobbyschreiben, man kann dabei auch viel Unlust und Frust bewältigen und bin gespannt mehr von Ihrem momentanen Schreibprojekt zu erfahren!
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Och, Frust bewältige ich damit weniger. Es macht einfach Spaß. Sie haben noch gar nicht gesagt, wie Sie das „Kompetenzzentrum“ finden, zu dem ich Sie geadelt habe. Cool, oder? 😉
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Ja richtig, das habe ich vergessen, ja, ich finde das schön und irgendwie ist es auch richtig, auch wenn sie das wahrscheinlich nicht ganz so gemeint haben.
Heute habe ich übrigens einen aufmunternden Kommentar bezüglich meines Blogs bekommen! Liebe Grüße und noch schöne Ostern!
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